Seminar : Transgenerationelle Weitergabe von postgenozidalen Traumata „Der Armenische Fall“ Sonntag, 21. Mai 2017
Das Konzept der Weitergabe von psychischen Traumen an die nächste Generation hat sich innerhalb der psychologischen Traumasdiskussion während der letzten 25 Jahre zunehmend etabliert. Dieses Konzept und der Begriff des „postgenozidalen Traumas“ entstanden im Rahmen der Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Unsere eigene Betroffenheit und das Interesse an Forschung und Erfahrung auf diesem Gebiet haben uns veranlasst, ein Seminar zu organisieren, um die transgenerationelle Weitergabe von Traumen besser verstehen zu lernen und das post-genozidale Trauma am Fall der Armenier und Armenierinnen zu thematisieren.
Die Seminarsprache ist Deutsch.
Referentinnen:
Frau Miriam Victory Spiegel, Paar und Familientherapeutin Frau Professor Janine Altounian, Essayistin und Übersetzerin
Programm:
** 9:15 – 11:00 Eröffnung, Individuelle und familiäre Traumen: M. Spiegel
Frau Miriam Victory Spiegel ist Paar- und Familientherapeutin. Sie blickt auf fast fünfzig Jahre Berufstätigkeit zurück und betrachtet ihre Arbeit - ob mit einzelnen Menschen, mit Familien, in der Gemeinschaft oder Gesellschaft – als Friedensarbeit. Frau Spiegel wurde 1945 in New York geboren. Ihre Eltern verliessen während des zweiten Weltkrieges das deutschsprachige Europa. Fünfunddreissig Jahre später kehrte sie nach Europa zurück und lebt seit 1983 in der Schweiz. Sie war10 Jahre in New York als Gemeinwesen-Arbeiterin und danach 3 Jahre als Dozentin für Gemeinwesenarbeit in Berlin tätig. Sie war 1998 bis 2014 Gründungsmitglied und Co-Leiterin des Tamach (psychosoziale Beratungsstelle für Holocaust-Überlebende und ihre Angehörigen in der Schweiz). Sie engagiert sich seit 2009 im CLP Schweiz (Collaborative Law & Practice = alternatives, aussergerichtliches Konfliktlösungsverfahren) als Fachperson für Paare und Familie.Ihre Publikationen sind: - Prozess ohne Gericht - Konfliktlösung ausserhalb der Gerichte - Tamach Für weitere Informationen siehe:http://www.mvspiegel.ch
Frau Janine Altounian war von 1970 bis 2012 Mitübersetzerin der Gesammelten Werke Freuds bei den „Presses Universitaires de France“ unter der Leitung von Jean Laplanche. Sie war überdies verantwortlich für die Koordination im Verlagsteam. Sie wurde in Paris als Tochter armenischer Eltern geboren. Ihre Eltern waren Überlebende des Völkermords von 1915. Frau Altounian arbeitet an der "Übersetzung" dessen, was sich von einem kollektiven Trauma auf die Nachkommen der Überlebenden überträgt.
Sie ist Gründungsmitglied der AIRCRIGE (Association internationale de recherche sur les crimes contre l’humanité et les génocides). Sie hat zahlreiche Artikel über die Sprache Freuds und die traumatische Übertragung geschrieben und verschiedene Bücher veröffentlicht:
- «Ouvrez-moi seulement les chemins d'Arménie»/ Un génocide aux déserts de l'inconscient (Préface de Réne Kaës), Les Belles Lettres/ Confluents psychanalytiques, 1990,
- La survivance / Traduire le trauma collectif (Préface de Pierre Fédida, Postface de Réne Kaës), Dunod / Inconscient et Culture, 2000, - L’écriture de Freud/ Traversée traumatique et traduction, PUF/ bibliothèque de psychanalyse, 2003.
- Ricordare per Dimenticare. Il genocidio armeno nel diario di un padre e nella memoria di una figlia, Janine e Vahram Altounian, con un saggio di Manuela Fraire, Donzelli Editore, Saggine/107, 2007.
- Mémoires du Génocide arménien. Héritage traumatique et travail analytique, Vahram et Janine Altounian, avec les contributions de K. Beledian, J.F. Chiantaretto, M. Fraire, Y. Gampel, R. Kaës, R. Waintrater, PUF, 2009.
- De la cure à l’écriture / L’élaboration d’un héritage traumatique, PUF, 2012.
- Geri Dönüşü Yok, Bir Babanın Güncesinde ve Kızının Belleğinde Ermeni Soykırımı, Vahram ve Janine Altounian (Sans retour possible/ Le génocide arménien dans le journal d’un père et la mémoire de sa fille), avec les contributions de K. Beledian, R. Kaës, R. Waintrater. Traduit du turc par Renan Akman, préfacé par Bella Habip, psychanalyste. ARAS YAYINCILIK, İstanbul, 2015